Liebe Pamina, hallo Papageno! Dieses Mal fällt der Rundbrief an dich nur kurz aus, denn ich bin dann mal etwas länger und wohl auch etwas weiter weg. Wohin? Das erfährst du spätestens im nächsten Rundbrief, lass dich überraschen! Pflanzen, Menschen und Landschaften… Gegenwärtig herrscht hier ein ausgesprochenes „Wachswetter“, wie wir Gärtner dies gerne bezeichnen, wenn es schwülwarm und feucht ist. Man kann unseren Stauden förmlich zusehen, wie sie sich emporstrecken! Viel Sonne und darauffolgende kurze, aber auch mal längere Regengüsse wechseln einander ab. Selten waren unsere Phloxe so gesund und kräftig wie in diesem Jahr, dank der momentanen perfekten Wetterlage. Wir freuen uns, dass immer mehr von deinen Bekannten und Gleichgesinnten die Gelegenheit nützen und unseren Service und die Beratung in Anspruch nehmen, bestimmte Gartenbereiche mit Stauden zu verschönern. Es braucht ja nicht viel Aufwand, unsere Erfahrung für eine perfekte Auswahl sollte eigentlich genügen. Trotzdem benötigen wir von deiner Seite zusätzlich einige Fakten. Wir sollten zumindest die Nettoquadratmeterfläche wissen, welche du mit Stauden bepflanzen möchtest, also abzüglich der Sträucher, Bäume und Objekte, welche bereits vorhanden sind oder noch integriert werden sollten. Ganz wichtig ist aber die Lage deines künftigen Staudenbeetes im Garten, hierfür wären ein paar Bilder der Situation sehr hilfreich, dann erst können wir uns wesentlich leichter hineindenken! Die ungefähre Beschreibung deines Bodens, besteht er aus Sand, Lehm, Humus oder gewöhnlichem Ackerboden, wäre ebenfalls sehr aufschlussreich. Und wenn es an die Pflanzenauswahl geht, würden wir gerne deine Vorlieben wissen. Wünschst du ein klassisches, üppiges Staudenbeet, oder eher ein romantisch-verspieltes Ensemble, ein an eine Prärie angelehntes Beet, falls die nötige Fläche vorhanden ist? Oder sollte es ein Steingarten werden, ein Sandsteppenbeet oder etwa nur ein Kiesgarten? Halbschattenstauden eignen sich für reife Gärten unter bereits bestehenden, höheren Gehölzen, hierfür steht dir eine große Auswahl mit spannenden Möglichkeiten zur Verfügung. Magst du lieber Gelb oder Blau, Ton in Ton, Pastelltöne oder doch eher Brüllfarben? Hier tun sich doch einige Fragen auf, deren Antworten aber sinnvoll und wichtig sind für eine optimal zugeschnittene Lösung. |
Gemeinsam konnten wir schon eine Menge Staudenbeete schaffen. Und glaube mir: Fehler können bei Staudenpflanzungen sehr leicht ausgemerzt werden, du kannst jederzeit umkombinieren, falls dir eine Farbkonstellation später einmal nicht gefallen sollte. Und lasse dich nicht von diesem langgezogenen Beet unseres Schaugartens irritieren, du kannst dich schon auf wenigen Quadratmetern verwirklichen! Wenn du dich entschließt, ein Staudenbeet zu verwirklichen, dann kannst du in erster Linie unsere Starthilfen in Form der fertig zusammengestellten Pakete in Anspruch nehmen, die du bei uns im Webshop fix fertig vorfindest. Diese dienen dir zu Beginn vortrefflich und können jederzeit erweitert und vergrößert werden. Individuellere Lösungen, die speziell auf deine Vorlieben zugeschnitten sind, können wir mit dir gemeinsam in unserer Gärtnerei nach Terminabsprache verwirklichen. Wir stellen dir in weiterer Folge die gesamte Bepflanzung zusammen und fertigen nach Wunsch eine Skizze mit entsprechenden Symbolen an, sozusagen als kleine Hilfestellung. Aufwändigere und umfangreiche Garten- und Pflanzpläne können wir dir leider nicht anfertigen, so sehr uns dies am Herzen liegt, aber aus Zeitgründen können wir keinerlei Gartenplanung machen, da uns unser riesiges Sortiment derart in Anspruch nimmt. Trotzdem tun wir uns als Staudengärtner in diesen Dingen sehr leicht, du bist bei uns in besten Händen! Und glaube mir, auch ich arbeite nicht stur nach Pflanzplan, sondern gruppiere „frei Schnauze“ an Ort und Stelle, in der Praxis hat sich dies schon öfters sehr bewährt. Vielleicht folgst du mir auf FB, hier hatte ich schon öfters Projekte von mir vorgeführt, vielleicht gefallen sie dir? |
Hier nun die bewährten fünf Stauden, die ich dir wieder vorstellen möchte: |
Geranium x magnificum ‘Ernst Pagels‘ |
Diese fantastische Auslese entstammt von Coen Jansen aus Dalfsen in den Niederlanden. Mit Coen verbindet mich einiges, wie mit so manch anderen Pflanzenfreunden aus Nah und Fern. Wir tauschen unsere Neuheiten immer wieder mal aus, welche wir entdeckten und einführten. Er besitzt eine kleine Staudengärtnerei, welche stets für mancherlei Überraschungen sorgt. Ernst Pagels wird dir inzwischen ein Begriff sein, seines Zeichens ein Wegbereiter der modernen Chinaschilfsorten für unsere Gärten, und nicht nur dies, aber über Pagels schrieb ich dir ja schon öfters. Posthum hat Coen ihm zu Ehren eine Storchschnabelsorte ausgelesen, die sich deutlich von den anderen Sorten dieser Hybridgruppe unterscheidet. Sie ist nicht nur großblumiger, sondern auch üppiger in ihrer hellblaugrauen, rundlichen Blüte und zugleich wesentlich standfester. Von Geranium x magnificum existieren bekanntlich mehrere Klone, die in Verbreitung sind. Ob ‘Wisley Variety‘ oder ‘Rosemoor‘, die hier vorgestellte ‘Ernst Pagels‘ übertrifft sie alle, besonders wenn sie in größeren Gruppen gepflanzt wird. |
Sempervivum ‘Dr. Fritz Köhlein‘ |
Wenn ein Buchautor erfolgreich war, dann war es Fritz Köhlein in den 70er –, 80er- und 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts! Eigentlich war er Lack-Chemiker von Beruf, seine Liebhaberei begann sehr früh aufgrund einer Bergtour, wo er sich an einigen Hauswurzen begeisterte, welche er am Wegesrand auf Felsen entdeckte. Die Genügsamkeit und Vielgestaltigkeit war es, was ihn faszinierte. In weiterer Folge interessierte er sich auch für andere Pflanzengattungen, bis er in der Gesellschaft der Staudenfreunde Anschluss fand und sich zielstrebig engagierte, längere Zeit war er deren Vizepräsident. Seine Begeisterung fand keine Grenzen, er sammelte wie verrückt, er reiste, er hielt Vorträge und schrieb erfolgreich jede Menge Bücher, all die Dinge, die auch mich so sehr begeistern. Fritz Köhlein erlebte ich mehrfach als relativ unkonventionellen Vortragenden in Grünberg, dort sprach er nicht als Pseudowissenschaftler und las vom Skript ab, sondern plauderte aus der puren Praxis heraus, lebendig und unverwechselbar, er zeigte, wie man es besser machen könnte. Er ahmte beispielsweise mit seiner Stimme einen Holzhächsler nach, der den Geist aufgab, eine sinnvolle Lösung hatte er zugleich bereitwillig parat! Nebenbei kam gleichzeitig ein tiefes Pflanzenwissen zutage, welches er sich autodidaktisch angeeignet hatte und mit seiner hohen, alles durchdringenden Stimme in typisch oberfränkischem Dialekt vorgetragen wurde! Nach seinem Tod (Fritz Köhlein wurde 98 Jahr alt!) fand der bekannte Sempervivum-Züchter und Sammler Volkmar Schara endlich Grund genug, eine seiner eigenen Neuzüchtungen nach Fritz Köhlein zu benennen. Eine charakterstarke Hauswurz sollte nach ihm benannt werden: eine eigenwillige, rötliche Rosettenfarbe mit grünen Blattspitzen, perfekt passend zu seinem Vorbild. Diese Sorte hebt sich auch vom übrigen Sortiment wohltuend ab, wie damals sein Namensgeber, ein gelungener Wurf! Leider finden Hauswurz momentan bei dir und den meisten anderen Staudenliebhabern keinen allzu großen Anklang mehr, ganz im Gegensatz zu früheren Zeiten, wo wir massenhaft Sempervivum verkauften. Ist eben eine Modesache, die sich auch schnell wieder ändern kann. |
Anemone nemorosa ‘Monja‘ |
Als ich noch bei den Freisinger Gartentagen einen Stand hatte, lernte ich unter anderem auch Arthur Winkelmann kennen, seines Zeichens erfahrener Staudengärtner. Er war zu früheren Jahren leitender Angestellter bei Kayser und Seibert, eine damals namhafte Staudengärtnerei in Roßdorf bei Darmstadt, die ich in den 80er-Jahren öfters besuchte. Eines Tages bekam ich von ihm zwei Sorten Buschwindröschen, welche er bei sich im Garten fand. Dankbar nahm ich sie entgegen, denn ich sammelte von Beginn meiner Selbständigkeit alles an Anemone – nemorosa- Sorten, was mir in die Hände kam. Er hatte den beiden auch schon Namen verpasst, eine ‘Amelia‘ und die andere mit dem klangvollen Mädchennamen ‘Monja‘. Wenn ich diesen Namen lese, denke ich nicht an dieses wundervolle und reichblühende Buschwindröschen, sondern es kommt mir sofort die schnulzig-schöne Melodie des gleichnamigen Schlagers der Flippers aus den 70er-Jahre in den Sinn! ‘Monja‘ ist aber nicht nur äußerst reichblühend, sondern wir besitzen mit dieser Sorte die wohl frühblühendste Anemone nemorosa! Gleich nach dem Aufblühen färbt sie sich ganz leicht rosa, um dann Rosa abzublühen. Besonders eindrucksvoll wirkt sie als ältere Horste, du kannst sie wie alle anderen Sorten zwischen Funkien und anderen Halbschattenstauden des Gehölzrandes verwenden. |
Salvia nemorosa ‘Alberich‘ |
Niedrig wachsende Sorten des Steppensalbeis existieren nicht viele, schon gar keine, deren rötlichviolette Blütenfarbe sich so kontrastreich offenbart und eine wunderbare Fernwirkung aufweist. ‘Alberich‘ hat Maria Ell aus Nürnberg gefunden und auch benannt. Diese zwergige Sorte hat nicht nur Charme, sondern wird auch höchstens etwa 30 cm hoch. Der Name entstammt germanischen Ursprungs und ist auch in abgewandelter Form im Mittelmeerraum verbreitet, bedeutet so viel wie „Elfenfürst“, der Herrscher der Naturgeister. Ich war früher Sichtungsdelegierter für Österreich innerhalb der I.S.U. und fuhr alle zwei Jahre zu den Treffen aller Sichtungsdelegierten Europas. Damals in Dänemark standen wir vor zwei Salbei-Neuheiten, ‘Caradonna‘ und ‘Marcus‘, damals beide neu und sehr außergewöhnlich. Letztere war zwergig und als solche im Sortiment besonders einzigartig. Ich bewertete ‘Marcus‘ damals sehr positiv, einige meiner Kollegen waren allerdings der Überzeugung, dass ‘Caradonna‘ auf dem Markt und in der Verwendung mehr Chancen eingeräumt würde, was sicher auch stimmte. Aber ich bewertete stets nach Aussehen, Wuchseigenschaften und Gartenwürdigkeit, bei solch einer Sortensichtung sollten ökonomische Argumente völlig vernachlässigt werden. Ich kann mich an Dänemark noch gut erinnern, denn den 1. Rang fuhr damals ein rotblühender, wunderschöner, kletternder Enzian aus dem Himalaya ein! Aber bei der Schlussbesprechung wurde dies sogar vom Präsidenten der I.S.U. überhaupt nicht gutiert, da dieser Enzian in den Augen einiger Kollegen wirtschaftlich bedeutungslos sei. Das mag sein, aber mich regte dies damals ziemlich auf, denn auch eine Pflanzenbewertung sollte fair erfolgen, auch wenn das Ergebnis einer „Staudengärtnerindustrie“ nicht passt. Und heute würde ich ‘Alberich‘ als eindeutige Verbesserung von ‘Marcus‘ ansehen, dessen bin ich mir sicher! |
Bouteloua gracilis ‘Blonde Ambition‘ |
Eine der schönsten Gräserneuheiten hatten wir vor einigen Jahren in unser Sortiment eingeführt, ich kann dieser Sorte des Moskitograses nur höchstes Lob zollen! Die beiden Bilder sprechen wohl für sich und überzeugen restlos. Das Moskitogras ist in der Prärie heimisch und schätzt einen eher trockenen Standort. Es gehörte schon immer zum Standardsortiment der Gräser. Aber mit ‘Blonde Ambition‘ besitzen wir eine Sorte, die zum einen wesentlich höher wird und dabei absolut standfest ist. Sie wurde vor Jahren in den USA von David Salman von High Country Gardens selektiert. In der Schweiz nannten wir das Moskitogras auch „Zahnbürstengras“, da die Blütenstände einer Zahnbürste nicht unähnlich waren. Bei ‘Blond Ambition‘ erscheinen die Blütenähren wesentlich früher, sind hellbeige und werden außerdem länger. Zudem halten sie sich in jeder Pflanzung über einen langen Zeitraum und sind deshalb äußerst wirkungsvoll, wie du im unteren Bild unschwer erkennen kannst, wo ‘Blonde Ambition‘ in einer langgezogenen Rabatte großzügige Verwendung findet. Die Aufnahme machte ich damals Mitte Oktober im sehr sehenswerten und gepflegten Botanischen Garten von Des Moines, der Hauptstadt von Iowa, einem typischen Präriestaat des Mittleren Westens der USA. |
Das war es auch schon wieder! Die Führungen für unsere regionale Kunden am ersten Samstag im Monat haben sich gut eingependelt, waren bisher gut besucht und machen uns großen Spaß! Eigentlich sind dies keine typischen Führungen, denn ich möchte in Zukunft jedes Mal auf ein, zwei Staudengattungen aufmerksam machen und darüber erzählen und die Gärtnerei außen vorlassen. Jedenfalls wurde danach der Kaffee gerne getrunken und das Kuchenblech war sehr schnell leer! Eine begeisterte Teilnehmerin sagte mir, sie fühle sich fast schon nach England versetzt, wo dieserart Führung vielfach praktiziert würde. Ich fühlte mich sehr bestätigt, entgegnete aber, dass Großbritannien ein Land der Teetrinker ist. Aber dies lässt sich in Zukunft leicht ändern! Dir alles Gute und genieße diese blütenreichen Wonnemonate! Dein Staudengärtner Sarastro PS. Gestern kam ich aus der Mongolei zurück, voll tiefer Eindrücke und unglaublich vielen Bildern, ein Land der Extreme! Lass dich überraschen, im nächsten Rundbrief lasse ich dich ein wenig daran teilhaben. Und da ich sehr viele Pflanzen, Menschen und Landschaften sah, stelle ich in nächster Zeit einen profunden Vortrag für das Winterhalbjahr zusammen. Du darfst dich gerne melden, falls du eine LeiterIn einer GdS-Gruppe bist oder auch sonst an einem Vortrag über die Mongolei und ihre Pflanzenwelt interessiert bist. |
Christian H. Kreß und MitarbeiterInnen Sarastro-Stauden Christian H. Kreß Kammer 42 4974 Ort im Innkreis Austria/Autriche office@sarastro-stauden.com www.sarastro-stauden.com +43 664 261 0362 |