Rundbrief August 2025

Rundbrief 2025 Mongolei


  Rundbrief August 2025
Liebe Pamina, hallo Papageno!

Vor mehr als einem Monat war ein Land mein Reiseziel, wo der Himmel mit der Weite des Horizonts zu verschmelzen scheint, von dem sich uns klischeehafte Vorstellungen von Wüste und Steppe öffnen, von dem ein Reitervolk stammte, das einst fast die gesamte, damalige Welt beeinflusste: die Mongolei. Viele Freunde fragten nach und wunderten sich, mit immer denselben Entgegnungen „Was willst du denn in der Mongolei? Da ist doch nur Wüste“!

Aber so vielfältig sich allein die Landschaft dir zeigt, so vielfältig ist auch die Pflanzenwelt dieses Landes! Ich weiß jetzt wirklich nicht, was mich mehr begeisterte, die atemberaubende Weite der Landschaft und des Himmels, welcher in dir eine unbeschreibliche Ruhe und Gelassenheit erzeugt und dich auf deine Kleinheit zurückwirft. Und natürlich die doch ungeahnte Pflanzenvielfalt, welche sich hinter jedem Bergrücken änderte, die liebenswerten Menschen oder auch die Abgeschiedenheit mancher Regionen. Aber schön der Reihe nach, ich will dich gerne
mitnehmen !


 

Mit diesem Bild bekommst du am besten einen Eindruck von dieser beeindruckenden Weite! Du siehst fast hinter den Horizont! Zunächst muss ich dir zur Verdeutlichung mit ein paar schnöden Fakten aufwarten. Die Mongolei ist ein Land der Extreme. Sie ist fast fünf Mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und hat gerade einmal 3,8 Millionen Einwohner, damit ist sie das am dünnsten besiedelte Land der Erde. Wenn man dann noch bedenkt, dass über die Hälfte der Einwohner in der Hauptstadt Ulaanbaatar wohnen, so kannst du dir ausmalen, wie einsam du sein wirst, wenn du dich diesem Land hingibst. Und damit bin ich schon an einem Punkt angelangt, wo du gut überlegen solltest, ob du dir diesen Stress des Reisens antun sollst, denn asphaltierte Straßen existieren in diesen Weiten nur sehr wenige. Für wen auch? Der Tourismus ist inzwischen zwar ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden, dieser beschränkt sich jedoch auf die nahen Regionen der Hauptstadt. Um zu den entlegenen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten zu gelangen, bleibt dir nichts anderes übrig, als über weite Strecken Schotter- und Sandpisten zu akzeptieren, die viel Geduld und Durchhaltevermögen abverlangen. Hotels sind außerhalb der größeren Städte kaum zu finden, hier darfst du im traditionellen, sehr sauberen Ger übernachten, bei uns allgemein als Jurte bekannt. Und für vegan lebende Zeitgenossen, aber auch für Vegetarier ist dieses Land ein Martyrium, du bekommst Fleischberge vorgesetzt, wobei inzwischen auch durchaus einmal eine abwechslungsreiche Kost vorzufinden ist. Ganz nebenbei gehört die Mongolei zu den sichersten Ländern der Welt, dir wird kein Haar gekrümmt, die Menschen sind liebenswürdig und hilfsbereit, Dschingis Khan war einmal, vor langer Zeit!
So haben wir zwei Wochen lang übernachtet, immer woanders, absolut sauber und gemütlich

 



Meist bekamen wir Schaf- oder Ziegenfleisch, aber auch mal Pferdefleisch Ein weiterer Punkt sind die kontinentalen, sehr rauen, klimatischen Verhältnisse, die das Reisen und den Tourismus auf wenige Monate beschränken. Im Winter kaum Schnee bei unter minus 30 Grad, dazu ein schneidender Wind, im Sommer in den südlichen Landesteilen Höchsttemperaturen um 40 Grad. Wenn du all diese Begleitumstände akzeptierst, dann wird dir ein Reiseerlebnis beschert, welches dir unvergessen in Erinnerung bleibt.

Die Mongolei ist traditionell ein Land der Nomaden. Nirgendwo sonst sah ich dermaßen riesige Viehherden, selbst in Kirgisistan nicht. Das Land ist voll von Schafen und Ziegen, von Rinder- und Yakherden, Kamelen und Pferden, vielerorts hoffnungslos überweidet, die Erosion nimmt in manchen Regionen schon unaufhaltsam ihren Lauf. Man schätzt bereits mehr als 50 Millionen Stück Vieh. Die Herden sind aber das Kapital vieler Einwohner der Mongolei! Gleichzeitig möchten die jungen Familien das städtische Leben genießen und geben das Nomadenleben nach und nach auf. Wie wird es wohl weitergehen? Jedenfalls sind die Zeiten vorbei, dass große Viehherden wie im Bild von Hunden zusammengetrieben werden, das erledigt heutzutage in den meisten Fällen ein Mopedfahrer!
 

Die Mongolen sind übrigens Anhänger des tibetischen Buddhismus mit dem Dalai Lama als ihrem Oberhaupt. Einige schon alte, aber beeindruckende Klöster und Anlagen geben im Land davon Zeugnis. Ansonsten hängen
sie auch dem Schamanismus nach.



Ganz im Norden dominieren die Wälder der Sibirischen Taiga, mit den höchsten Niederschlagsmengen. Nach Süden hin nimmt der Regen ab, grüne Landschaften mit nur wenigen Baumbewuchs folgen, dann weichen diese den Gebirgssteppen, die wiederum in weite, trockene Ebenen übergehen. Ganz im Süden an der Grenze zu China liegt die Wüste Gobi, allerdings weist auch sie größtenteils steppenartigen Charakter mit spärlichem Bewuchs auf. Nur an ganz wenigen Stellen findest du Sanddünen vor, wie wir sie von anderen Wüsten kennen.

Wir reisten in einer Kleingruppe mit zwei geländegängigen Fahrzeugen russischer Bauart, die geradezu ideal als Transportmittel waren, denn uns würde es nicht einfallen, auf einer feldwegähnlichen „Wellblechpiste“ mit 80 km/Stunde hinwegzufegen, und dies über hunderte Kilometer!





Normalerweise waren wir auf früheren Reisen immer mit öffentlichen Bussen unterwegs oder hatten zumindest einen Leihwagen, aber dies ist aufgrund der Verhältnisse in der Mongolei aber leider nicht möglich. Und ein Problem kommt noch dazu: Handyverbindung hast du ausschließlich in größeren Ortschaften, WLAN nur sehr sporadisch und ein Navi kannst du dir schlichtweg aus dem Kopf schlagen. Straßenschilder findest du lediglich an den wenigen, asphaltierten Überlandstraßen. Wir starteten in Ulaanbaatar und fuhren zunächst in Richtung Westen, dann in einem großen Kreis in Richtung Süden, über die Ausläufer des Gobi-Altai wieder zurück nach Norden, insgesamt etwa 2.500 km, größtenteils über Stock und Stein. Ich hatte bewusst diese Route gewählt, da sie nahezu alle Vegetationszonen und unterschiedliche Regionen abdeckte, vom hohen Norden und dem Altaigebirge ganz im Westen einmal abgesehen.

Und welche Stauden kannst du dort entdecken? In unserer kleinen Reisegruppe galten Pflanzen leider nebensächlichem Interesse, vor allem standen Menschen, seltene Tiere und die malerischen Landschaften im Fokus. Wir machten jeden Tag einen größeren Fußmarsch durch das Gelände, wo ich voll auf meine Kosten kam und eine Menge an Zeit fand, auch intensiver nach Pflanzen zu suchen und um diese in Ruhe fotografieren zu können. Oder aber ich stand frühmorgens bei Sonnenaufgang vor den anderen auf und konnte in aller Ruhe die weitere Gegend ringsum der Jurten absuchen.



Steiniger, aber artenreicher Hang, wo Artemisia frigida und Astragalus membranaceus den Ton angeben.


Eine der fünf Kuhschellenarten der Mongolei: Pulsatilla tenuiloba


Anemone crinita (früher A. narcissiflora var. crinita) wird bis zu 60 cm hoch.


Stellera chamaejasme ist ein Seidelbastgewächs, welches teilweise sehr zahlreich vorkommt, in den unterschiedlichsten Farbausprägungen!


Iris ruthenica wuchsen in Unmengen im Uferbereich von Flüssen, im Hintergrund siehst du hohe Sanddünen.


Cistanche salsa ist ein beeindruckender Vollschmarotzer, welcher auf den Wurzeln des Saxaulbaumes wächst. Diese klobigen Blütenstände werden bis zu 80 cm hoch!


Für mich ist es immer sehr beeindruckend und lehrreich, wenn man bekannte Stauden am Naturstandort entdeckt und sieht, in welchem Umfeld sie wachsen. Hier Nepeta sibirica!


Ein mir völlig unbekannter, aber sehr beeindruckender Lippenblütler ist Panzerina lanata. Man könnte ihn auf Deutsch den Wüsten-Nesselkönig nennen. Wär das nichts für Trockengärten?


Hier Hemerocallis minor, eine zwergige Taglilie, welche hauptsächlich in Felsspalten an steilen Hängen wuchs!



Und zum Abschluss Lilium pumilum, welche ich früher sogar gärtnerisch kultivierte! Ich könnte dir noch unglaublich viele spannende Pflanzenbilder zukommen lassen, meine Begeisterung war grenzenlos! Aber in einem Rundbrief ist der Platz nun einmal sehr beschränkt. Fest steht auf jeden Fall, dass ich sicher nochmals in die Mongolei reise, dann aber in den Norden, in Richtung Baikalsee oder in den Mongolischen Altai. Dort findest du eine ganz andere Pflanzenvielfalt vor, die eher an unsere Bergwelt erinnert.

Demnächst stelle ich einen Vortrag zusammen, denn meine Erinnerungen sind noch sehr frisch. Literatur über die mongolische Flora hatte ich schon im Vorfeld besorgt, fünf Bücher sind ausreichend, wobei aber gesagt werden muss, dass sie sich bei der Benennung mancher Pflanzenarten widersprechen. In einem Vortrag würdest du dann selbstverständlich wesentlich mehr Pflanzen sehen, wo nach Vegetationszonen unterschieden wird und wo du noch mehr über Land und Leute erfährst. Diesen Vortrag würde ich dir jederzeit im kommenden Winter und darüber hinaus einmal zeigen! Alles weitere erfährst du auf unserer Website unter „Vorträge“.


Hoffentlich hat dir dieser kleine Exkurs ein wenig Spaß bereitet und du kannst vielleicht meine Begeisterung nachempfinden!

In der Gärtnerei sind wir am Vermehren und Topfen. Durch das momentan viel zu feuchte Wetter sprießt das Unkraut außerordentlich. Aber wir sind dahinter und werden dem schon Herr werden.

In diesem Sinne wünsche ich dir noch einen schönen Sommer!

Dein Staudengärtner Sarastro
 
Christian H. Kreß und seine MitarbeiterInnen



Sarastro-Stauden
Christian H. Kreß
Kammer 42
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Austria/Autriche
 
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